Nachtjäger im Glacis

Auch im Fort Hahneberg hören wir ihn immer wieder, den lang gezogenen Ruf »Huu-hu-huhuhuhuu« des Waldkauzes. In der Kaserne liegende Gewölle zeigen uns an, wo er nach erfolgreicher Jagd einen Platz zum ungestörten Verdauen oder Schlafen findet.
Sein Jagdrevier umfaßt etwa 25 Hektar. Idealerweise befindet es sich in locker bewachsenen Laubwäldern, die ihm in ihrem Inneren oder an den Rändern leicht erreichbare Nahrung und die notwendigen Ansitze für Beobachtung und Jagd, sowie Verstecke für seine Tagesruhe bieten. Wegen seines bevorzugten Schlaf- und Brutplatzes bekam der Waldkauz seinen Namen, obgleich er inzwischen längst auch in Parkanlagen, Alleen, Scheunen oder Ruinen anzutreffen ist.
Begehrte Beutetiere sind für den Waldkauz Feld-, Wald- und Fledermäuse, im Frühjahr auch Käfer. Das Fort und seine Lage im bewaldeten Glacis, umgeben von Weide- und Wiesenflächen des Naturschutzgebietes Hahneberg, stellt somit einen idealen Lebensraum für ihn dar.

Waldkauz in Hinterlüftung
Waldkauz in aufgebrochener Hinterlüftung der Kehlkaserne, Juni 2016

Der fast lautlos fliegende Waldkauz ist mit 40 bis 42 Zentimetern Länge etwa so groß wie eine Krähe und bringt 400 bis 600 Gramm auf die Waage. Nur die Hälfte der Jungvögel überlebt das erste Jahr, aber wenn er es geschafft hat, kann der Vogel ein Alter von bis zu 19 Jahren erreichen.
Im Herbst und Winter, während der Balzzeit, ist der Ruf des Waldkauzes am häufigsten zu hören. Ein bestehendes Brutpaar, daß den Sommer im gleichen Revier verbrachte, wird in dieser Zeit seinen Bund erneuern. Über 80% der beobachteten Paare blieben ihrem Standort treu und überlebten aufgrund genauer Ortskenntnis auch harte Winter.
Sollte das Weibchen fehlen, muß das Männchen mit seinem Gesang eine neue Partnerin anlocken. Mit der Fütterung während der Balz und dem von ihm gewählten Brutplatz muß das Männchen seine Partnerin überzeugen.

Bisher hatten wir den Eindruck, daß das Fort solch einen Brutplatz nicht bietet, auch wenn es eine Reihe größerer Spalten hat. Meist sitzt er dort, wo die Trennwände zwischen den Schlafräumen und dem Flur nach 1947 herausgebrochen wurden und die Hinterlüftung der Gewölbe frei liegt.

Waldkauzpärchen
Waldkauzpärchen in der Kehlkaserne, August 2015

Unsere Wildkameras beobachteten nur einmal ein Pärchen bei der Balz – auf einem Steinstapel, den wir als Sitzangebot extra geschaffen hatten. Aber wir mußten auch einmal die traurige Entdeckung eines heruntergestürzten und zerschellten Eies machen. Der gewählte Platz in einem verschlossenen, aber stark baufälligen Lichtschacht war deutlich ungeeignet: zu offen, naß durch von oben eindringendes Regenwasser und ohne ausreichende Tiefe. Seit Frühjahr 2017 hängt nun ein Nistkasten an geeigneter Stelle – zu spät für den Kauz. Uns war die Beschaffung nicht früher möglich.
Waldkäuze brüten nur einmal jährlich. Legebeginn ist dabei je nach Witterung im Februar oder März. In Städten sind sie früher dran – oft schon im Januar – im Wald dagegen später. Wir hoffen, daß der Kasten im Herbst angenommen wird, da der Waldkauz ihn zumindest schon als Verdauungsplatz annahm.
Wir freuen uns, daß der Naturschutzbund Deutschland e.V. (NABU) unseren langjährigen Mitnutzer Waldkauz zum Vogel des Jahres 2017 erklärte.