Die Geschichte eines Schildes

Ausschnitt Orientierungstafel Heerstrasse

Seit Dezember 2019 steht an der Heerstraße gegenüber der Bergstraße eine neue Orientierungstafel. Sie zeigt nicht nur das Wegenetz ihrer näheren Umgebung südlich der Heerstraße sondern verweist außerdem auf die in diesem Gebiet ansässigen Aktiven. Die Tafel nutzt die Konstruktion eines 2004 aufgestellten Bauschildes.

Bauschild Heerstrasse
Bauschild zu den Arbeiten für das Naturschutzgebiet Fort Hahneberg, aufgestellt im Januar 2004, März 2015

2003 wurde das Fort Hahneberg durch das Land Berlin in das Umweltentlastungsprogramm aufgenommen. Über die im Jahr darauf begonnenen Bauarbeiten und die Fördergeber informierte ein Bauschild. Nach Abschluß der Bauarbeiten – so wurde es im Januar 2004 angekündigt – sollte sich seine Funktion ändern. Statt über die »Maßnahmen zum Erhalt und Ausbau von Naturschutz-, Landschaftsschutz- und Naherholungsgebieten Fort Hahneberg und Umgebung« zu informieren, sollte es Besuchern nun den Weg zur historischen Festungsanlage weisen.

Im Rahmen des Umweltentlastungsprogrammes wurden die Pflanzen- und Tierwelt des Fort Hahneberg und unmittelbar angrenzender Flächen registriert, neue Wege auf dem Glacis angelegt und Informationstafeln zur Geschichte und Natur des Gebietes und der Festung aufgestellt werden. Die Finanzierung erfolgte anteilig durch das Land Berlin, den Bezirk Spandau und der Europäischen Union. Das Land Berlin investierte 356.848, der Bezirk Spandau 237.898 Euro. Aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) konnten 2,4 Millionen Euro Fördermittel eingeworben und verbaut werden. Neben dem Bau neuer Wege auf dem Glacis des Forts, wurden der verschüttete Hohlwege rekonstruiert und offene Gehölz- und Trockenrasenflächen in der Festung gesichert.

Vorläufer dieser Arbeiten – im weiteren Sinne – war die Entwicklung des neuen Hahneberges östlich des Forts. 1977 begann der Bezirk Spandau mit der Rekultivierung eines Trümmerberges. Zwischen 1970 und 1978 waren über 7,5 Millionen Kubikmeter Trümmerschutt zu einem 40 Meter hohen Berg aufgeschüttet worden. Die erste Baumaßnahme war das Anlegen einer 400 Meter langen Rodelbahn. Von insgesamt 10 Millionen Mark an Baukosten für die Begrünung waren für sie 2,4 Millionen Mark vorgesehen. Entgegen der Empfehlungen der Naturschutzverbände, wurde nicht nur ein Drittel der Fläche aufgeforstet, sondern konnte der Verein »Bruno-Bürgel-Sternwarte« 1986 auch den Bau einer kleinen Volkssternwarte auf der Spitze des neuen Hahneberges durchsetzen. Er investierte im September 1989 25.000 Mark aus seinem Vermögen und 64.000 Mark aus dem Zuschuss der Stiftung deutsche Klassenlotterie.

Das am Rande der Stadt liegende Gebiet, bis 1989 an der Berliner Mauer, wurde bis dahin nur wenig durch Spaziergänger genutzt. Ein 1994 durch den Bezirk Spandau beauftragtes ökologisches Gutachten stellte die Bedeutung der sich ungestört entwickelnden Pflanzen- und Tierwelt fest und empfahl, das Gebiet unter Naturschutz zu stellen.

Bauschild Heerstrasse
Werbung der Naturschutzstation des Landschaftspflegeverbandes Spandau, Februar 2019

Der Fall der Berliner Mauer ermöglichte auch neues kulturelles Leben am Rande der Stadt. 1991 zog der Arbeitskreis Spandauer Künstler (ASK) in ein Gebäude des Zolls am ehemaligen Kontrollpunkt Heerstraße ein, im Jahr darauf kam darin auch der Verein der Sternwarte unter. Zum Schutz des großen Baudenkmals Fort Hahneberg gründete sich 1993 die Arbeits- und Schutzgemeinschaft Fort Hahneberg (ASG). Im Frühjahr 1998 schlossen sich der ASK, die ASG und das Kulturforum Spandau zusammen, um gemeinsam Veranstaltungen im Spandauer Ortsteil Staaken zu organisieren.

Am 20. November 2019 wurde der Entwurf der Orientierungstafel durch den Stadtrat Hanke am Standort vorgestellt. Gastgeber dieser Veranstaltung war der Landschaftspflegeverband Spandau, der unmittelbar neben dem ehemaligen Bauschild seine Naturschutzstation betreibt und dessen umtriebiger Vorsitzender Herr Ernst das Schild im Mai 2018 vom Natur- und Grünflächenamt hatte übernehmen können. Im Juli wurde es daher zum Bauschild der »Umgestaltung der Naturschutzstation Hahneberg«. Die Intention des Landschaftspflegeverbandes war, anders als 2004 durch den Bezirk angekündigt, das obere Drittel der Tafel zu erhalten und auf der unteren Fläche auf die Naturschutzstation und das Fort Hahneberg zu verweisen.

Bauschild Heerstrasse
Umbau der Naturschutzstation des Landschaftspflegeverbandes Spandau, Juli 2018

Die ASG Fort Hahneberg war zuletzt im Mai 2016 an das Bezirksamt herangetreten, um im Naturschutzgebiet zur Orientierung der Besucher, aber auch zur Werbung entsprechende Banner oder Tafeln aufzuhängen oder zu stellen. Mit Verweis auf das Gesetz zum Schutz, zur Pflege und zur Entwicklung der öffentlichen Grün- und Erholungsanlagen §6 Absatz 5 wurde dieses Anliegen untersagt und alternativ ein Standort in der Altstadt Spandaus angeboten.

Durch Initiative der Abteilung Wirtschaftsförderung des Bezirksamtes Spandau wurde die ursprüngliche Idee erweitert, das Bauschild zu einer Orientierungstafel nur für das Fort Hahneberg zu verändern. Passend zur Initiative vom Frühjahr 1998 sind nun alle kulturellen Orte, das Atelier der Künstler, das Fort, die Naturschutzstation und die Sternwarte auf der Tafel vertreten.

Orientierungstafel Heerstrasse
Die Orientierungstafel zum Landschafts- und Naturschutzgebiet Hahneberg an der Heerstraße, Februar 2020