Festung hinter der Mauer

Das Fort Hahneberg liegt am Westrand Berlins, an der Heerstraße, im Stadtteil Staaken. Das Stadtgebiet greift hier noch einmal um etwa 1,5 Kilometer nach Westen aus. Durch Gebietsaustausch zwischen dem Sowjetischen und dem Britischen Sektor kam es im Frühjahr 1951 zu einer Veränderung dieses Verlaufes. Die Grenze wurde von der Einmündung des Nennhauser Dammes stadteinwärts zur Bergstraße verschoben. Der westliche Teil Staakens und auch das Fort Hahneberg wurden dem Territorium Berlin (Ost), später dem Kreis Nauen im Bezirk Potsdam zugeschlagen.

Berliner Mauer am Hahneberg, August 1969
Der Mauerstreifen am östlichen Hang des Hahneberges. Das Fort Hahneberg liegt hinter der Berliner Mauer; August 1969

Damit lag das Fort Hahneberg westlich der Berliner Mauer, außerhalb Berlins. Den zur Grenze hin gelegenen östlichen Hang des (alten) Hahneberges nutzte die Grenzsicherung zum Aufstellen eines Wachturmes. Der Hohlweg zum Fort wurde zugeschüttet und damit dem Geländeverlauf des Berghanges angeglichen. Am Fuß des nördlichen Hanges befand sich der Kontrollpunkt Heerstraße.

Das teilzerstörte Fort lag nun im Hinterland der Berliner Mauer und war gegen Zutritt gesichert. Bis auf seltene Ausnahmen hatten nur die Soldaten der Grenztruppen der Nationalen Volksarmee der Deutschen Demokratischen Republik Zutritt zur Festung.

Zur Materialgewinnung waren ab Ende der 1940er Jahre im Fort Hahneberg die Verblendung der massiven Außenbauteile, die Futtermauern auf der Kontereskarpe und die Eskarpemauer abgerissen worden. Dadurch waren bereits Erdmassen in den Graben gerutscht. Auch auf diesen neuen Böschungen breitete sich der Baumbewuchs aus. Immer stärkere Wurzeln sich an den Hang klammernder Bäume schoben weitere Ziegelschichten in den Graben. Teilweise sackte der auf der Kontereskarpe laufende gedeckte Weg ab. Auch die Verblendmauern zwischen den Bögen der Kontereskarpe waren abgebrochen worden. Kleine Abrisse für Materialgewinnung fanden sogar noch Mitte der 1980er Jahre statt.

Im Gegensatz dazu gab es in die Natur keine Eingriffe: Außerhalb jedes Interesses liegend fanden keine Rodungen für Durchwegung, Überblick oder forstwirtschaftliche Nutzung statt. Der zur Tarnung des Forts angepflanzte Baumbestand auf dem Glacis konnte sich nun ungehindert ausbreiten. Die Wiesenflächen auf den Wallanlagen, der Graben, der Kehlwaffenplatz und der Hohlweg wuchsen somit zu.

Zugang zu Fort Hahneberg, 1990
Der erste provisorische Zugang in das Fort Hahneberg durch den ehemaligen Grenzzaun, 1990

Erst mit der Öffnung der Berliner Mauer an allen Grenzübergängen nach dem 9. November 1989 wurde das Fort Hahneberg wieder für die Berliner zugänglich. Hohes Interesse existierte besonders bei den Bewohnern Staakens und weiterer Stadtteile Spandaus: Es wurde nach Schätzen gegraben, Neugierige ritzten das Datum ihren Besuchs in Mauern, Feuer wurden angezündet und weitere Mauern aufgebrochen, in der Hoffnung unbekannte, größere Hohlräume zu finden. Die ausufernde Neugier konnte durch den Heimatverein Spandau, das Kunstamt Spandau und wenige Interessierte, die später die Arbeits- und Schutzgemeinschaft (ASG) Fort Hahneberg gründen sollten, kaum in Schach gehalten werden.
Dem sollten Führungen und Aufsicht entgegenwirken. Informationsblätter wiesen sowohl auf geschützte Pflanzen und Tiere, als auch auf die Einhaltung der abgesteckten Wege hin. Sechs verschiedene im Fort überwinternde Fledermausarten wurden gefunden, aber auch eine für Höhlen typische Tierwelt. Die tief im Erdreich liegenden starken Mauerwerksgewölbe mit unzähligen Hohlräumen boten ihnen idealen Lebensraum. Außerdem waren 13 bedrohte Pflanzenarten auf den verbliebenen Trockenrasenflächen gezählt worden.

Zaunbau durch THW, Sommer 1990
Mit Unterstützung des Technischen Hilfswerkes wird mit Material des ehemaligen Grenzzaunes das Fort Hahneberg gegen unbefugten Zutritt gesichert; Juli/August 1990

 

 

 

 

 

 

 

 

Stellvertretend für die Handvoll Aktiver übernahm Peter Herzog am 4. Juli 1990 die Verantwortung für das Fort.
Es wurde mit der Einzäunung der Festung begonnen. Die Gemeinde Staaken stellte dazu den ehemaligen Grenzzaun zur Verfügung. Firmen aus Spandau, insbesondere das Fuhrunternehmen des späteren Vorsitzenden Peter Herzog, führten den Abbau des Zaunes, den Transport zum Fort und den Aufbau der Umzäunung durch. Unterstützung leistete außerdem das Technische Hilfswerk. Nach einem guten Monat Arbeit war das Fort Hahneberg gesichert. Bereits am 5. November 1991 wurde es als Baudenkmal eingetragen. Besucher konnten sich mittlerweile nur noch einmal im Monat an den »Erlebnistagen« auf dem Gelände frei bewegen. Durch den Verein organisierte Führungen ergänzten dieses Angebot.
Ein erster Nutzungsvertrag zwischen der ASG und der Bundesvermögensverwaltung wurde im Januar 1997 geschlossen. Die Bundesrepublik war zu dieser Zeit immer noch Eigentümer und kam für die Sicherungsmaßnahmen auf.